Das ist Silke mit ihrem Hund Barney. Sie ist meine Nachbarin und Freundin. Sie wohnt zusammen mit ihrem Mann Olaf, ihrem Hund Barney und ihren sechs Katzen Paule, Nesha, Masha, Sheela, Jeanny und Murphy.
Früher, als sie hierher gezogen sind, konnte ich mir ihren Vornamen nicht merken. Also rief ich sie immer beim Nachnamen. Ich guckte bei ihr immer ab und zu vorbei.

Mit Silke komm ich übelst gut aus. Eigentlich bin ich jeden Tag mindestens einmal bei ihr. Sie ist lieb und nett. Fast immer liegen wir brüllend unterm Tisch vor Lachen. Ich kann mit ihr über fast alles reden. Sie stand mir dann immer mit ihrem Rat bei Seite. Selten sind wir verschiedener Meinung, außer wenn es um die Auswahl der zu hörenden Musik geht. Aber wir finden immer ein Kompromiss.
Manchmal, wenn wir unterwegs sind und wir sehen was ungewöhnliches, dann sagen wir plötzlich genau den gleichen Satz gleichzeitig. Immer dann muss ich daran denken, dass es bei uns schon fast so ist, wie bei einem alten Ehepaar, das schon jahrzehntelang verheiratet ist.

In vielen Situationen verstehen wir uns einfach ohne Worte und wissen trotzdem genau, was der andere gerade denkt.
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Das eine Mal waren Dennis und ich drüben bei ihr. Das Haus war gerade fertig gebaut. Silke sagte zu uns, dass sie jetzt keine Zeit für uns hat. Da das Grundstück von dem Hausbau noch aussah, wie ein Schlachtfeld, lagen überall Bretter und Balken herum. Dort versteckten wir ihren Schlüsselbund und gingen wieder zu uns. Nachdem Silke das ganze Haus durchsucht hatte, ihren Mann auf der Arbeit anrief und sogar im Kühlschrank nach dem Schlüssel gesucht hatte, kam sie dann rüber zu uns. Sie fragte, ob wir ihren Schlüssel versteckt haben. Natürlich verneinten wir. Sie versprach uns, dass sie nicht mit uns schimpfen wird, solange wir ihr sagen, wo wir ihn hingelegt haben. Also haben wir ihr es gesagt. Heute weiß ich, dass sie uns damals am liebsten den Hals umgedreht hätte, aber sie hatte uns ja versprochen.
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Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem Olaf in seinen Garten kniete und die Erde verteilte. Mit einer Wasserwaage brachte er das Gefälle in den Garten. Mein Opa und mein Onkel machten sich darüber lustig, doch schließlich sollte es einen Zweck erfüllen. Als Olaf damit fertig war, säte er den Rasen an. Die kleinen Keimlinge ließen nicht lange auf sich warten. Ich spielte bei uns im Garten mit einem Ball. Dieser flog dann schließlich rüber zu Silke und Olaf. Silke kam sofort aus der Terrassentür und sagte zu mir, dass ich drüben bleiben soll, und sie mir den Ball gleich herüberschmeißt. Ich sagte, dass ich mir den Ball selber holen werde. Sie warnte mich erneut, doch ich ging trotzdem. Dann kam das Donnerwetter. Silke schrie mich so laut an, weil sie Angst um den frisch gekommenen Rasen hatte, dass sogar meine Oma aus dem Fenster guckte! Ich leb ja noch…
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Viele solche Sachen musste sie sich von meinem Bruder und mir gefallen lassen. Aber sie hat es uns nie wirklich krumm genommen. Nur die Sache mit der Libelle wird sie meinem Bruder nie verzeihen: Dennis sammelte früher diese Gummitiere von „Lurch“ etc. Unter anderem hatte er auch eine riesige Libelle. Silke und Insekten jeglicher Art stehen auf Kriegsfuß miteinander. Das wusste Dennis und nutze es schamlos aus. Er setzte sie heimlich in das Schilfgras an Silkes Terrasse. Als Silke dieses mutierte Insekt sah, blieb ihr fast das Herz stehen. Lachend kam Dennis rüber, der das alles aus sicherer Entfernung beobachtet hatte. Silke faltete ihn hochgradig zusammen.
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Vor ein paar Jahren im Winter lief ein Hund ohne Besitzer durch unsere Straße. Nach zwei Stunden war er immer noch da. Ich sagte Silke Bescheid. Sie entschloss, dass wir den Besitzer ausfindig machen müssen. Der Hund hatte keinen Adressanhänger. Insgesamt waren wir vier Stunden unterwegs gewesen. Wir waren auch beim Tierarzt, um zu gucken, ob er gechipt ist- Fehlanzeige. Dann fuhren wir auf die andere Seite der B74 und klingelten einfach an einer Haustür. Das taten wir zweimal und dann erfuhren wir, wo das Findelkind wohnt. Die Besitzer waren froh, der Hund erleichtert und wir durchgefroren, aber zufrieden mit uns selbst.
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Silke und ich kommen einfach super miteinander aus. Wenn nicht irgendetwas dazwischen kommt, bin ich jeden Tag bei ihr. Wir haben schon so viel zusammen gemacht. Eine Zeit lang fing Silke an Birnen und Ähnliches einzukochen. Wir haben zusammen Keks und Baiser für Weihnachten gebacken. Aber die Lasagne war immer noch das Beste. Wir haben alles selber gemacht, bis auf die Nudelplatten. Silke sagte mir, dass sie immer zu selbstgemachter Lasagne auch selbstgemachten Tzatziki. Da die Gurken ganz dünn sein müssen, haben Silke und Olaf dafür eine Maschine. Danach wusste ich, warum ich den Tzaziki machen sollte. Es war so kompliziert und anstrengend diese Maschine zu bedienen, das kann man sich gar nicht vorstellen. Schließlich haben wir es dann doch gemeinsam geschafft alles fertig zu bekommen. Es schmeckte hervorragend.
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Wenn ich heute bei ihr bin, lässt sie mich immer ins Internet. Das liegt daran, dass wir zu Hause keins haben. Das heißt ohne Silke wäre ich in der Hinsicht total aufgeschmissen. Da sie weiß, wie ich bin, will ich mich hier mich dafür nochmal gaaaaanz herzlich bedanken! Es ist echt super nett von ihr!!! Manchmal wüsste ich gar nicht, was ich ohne sie machen soll…
